Verlangen nach Privatheit beflügelt Superyacht-Branche

Das Meer – Zufluchtsort für diejenigen, die einen Alltag voller Termine und Verpflichtungen haben. Gerade Vermögende finden auf See die Entspannung und Privatheit, die ihnen an Land verwehrt bleibt. Beide Faktoren beflügeln das Geschäft mit Luxusyachten auch im Jahr 2016, so ein aktueller Report des Yachting-Dienstleisters Camper & Nicholsons und Wealth-X. Eine Luxusyacht ist demnach nicht einfach Statussymbol. „In meiner Generation ist es den Leuten wichtiger Luxus zu geniessen, als ihn zur Schau zu stellen“ kommentiert Gualtiero Giori, Executive Chairman von Camper & Nicholsons.

Nach den Zahlen des Reports werden jährlich USD 20 Milliarden für den Bau, das Chartern und den Betrieb von Superyachten ausgegeben. Einen grossen Anteil daran haben rund 300 Yachten, die in den vergangenen 2 Jahren ausgeliefert wurden. Die Hersteller sehen auch zukünftig Potential im Markt: Auf geschätzt 200,000 Haushalte von „Ultra High Net Worth Individuals“ kommen 4,476 Yachten von 30 Metern Länge und mehr. Während für diese Yachten Vermögende derzeit rund USD 10 Millionen ausgeben, gehen die Experten für die kommenden Jahre von steigenden Verkaufspreisen aus. Die Stimmung in der Branche ist gut, stehen für die kommenden Jahre doch 455 Yachten in den Order-Büchern. Davon profitiert insbesondere Italien, wo bis in den Juli 2016 fast die Hälfte der insgesamt ausgelieferten Superyachten hergestellt wurden. Daneben sind die USA, die Niederlande und die Türkei führende Produzenten.

"In meiner Generation ist es den Leuten wichtiger Luxus zu geniessen, als ihn zur Schau zu stellen."

Gualtiero Giori, Executive Chairman von Camper & Nicholsons

Physische Grenzen der Diskretion

Diskretion ist im Yachting-Business ebenso oberstes Gebot wie bei allen anderen Branchen, die mit Vermögenden Geschäfte machen. Doch hat dies auch seine Grenzen. Yachten entstehen zwar so weit wie möglich im Verborgenen. Aufgrund der imposanten Dimensionen und Komplexität bei der Herstellung vieler Superyachten wird es aber immer schwieriger, diese Verschwiegenheit durchzuhalten: „Es sind Tausende Menschen beim Bau dieser Yachten beteiligt. Verschwiegenheit ist ein sehr wichtiger Bestandteil aber sobald das Boot im Wasser ist, ist die Katze sozusagen aus dem Sack“ gibt zum Beispiel Peter Lürssen, CEO von Lürssen Yachts (Deutschland) zu bedenken. Dieses Kommentar gab der erfolgreiche Bootsbauer anlässlich der Auslieferung der Yacht Azzam ab, die mit 180 Metern die längste Yacht der Welt ist. Selbst im riesigen Trockendock der Werft konnte das Schiff nur schwerlich vor neugierigen Blicken geschützt werden.

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Wachstumstrend

Auch abseits dieser Superlative sind die aktuellen Zahlen im Yachting Business eindrucksvoll: Die in den Order-Büchern stehenden Yachten sind im Schnitt 50m lang. Das ist 9m länger als der aktuelle Bestand und immerhin 5m länger als 2015. Die zusätzliche Länge bietet Platz für neue Features. Heutige Luxusyachten verfügen über einen Komfort wie an Land. Dazu gehört das Fitness-Studio ebenso wie eine umfassende Multimedia-Ausstattung mit Kinosaal, ein Swimming-Pool mit Wasserfall oder eine exklusive Küche für den Sterne-Koch. Wer es besonders extravagant liebt hat einen Zugang ins Meer wie am Sandstrand oder ein U-Boot an Bord.

Trotz starker individueller Unterschiede lassen sich die Yachten grundsätzlich in zwei Gruppen aufteilen: Die einen konzentrieren sich auf ultimativen Luxus, die anderen auf ein gewisses Abenteuererlebnis. Die Letzteren können zum Beispiel besonders lange auf See bleiben, kommen mit Eisgang zurecht oder bieten ein besonders rasantes Geschwindigkeitserlebnis.

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Superyachten als Investment

Die meisten Superyachten werden individuell nach den Bedürfnissen und nach dem Geschmack des Eigentümers gebaut. Diese Individualität kann einen späteren Verkauf erschweren. Oder das individuelle Design einer Yacht lässt sie zu einer gefragten Stilikone werden.

Der mexikanische TV-Unternehmer Emilio Azcarraga Jean musste laut Forbes den Preis seiner zum Verkauf stehenden Luxusyacht „TV“ jüngst von USD 144 Millionen auf USD 102 senken. Immer noch ein gutes Geschäft: Für „TV“ wurde ein Kaufpreises von USD 78,4 Millionen kolportiert. Die von Philipp Starck gestaltete Motoryacht A von Yacht-Fanatiker Andrey Melnichenko steht scheinbar für USD 300 Millionen zum Verkauf. Der Kaufpreis soll wiederum bei USD 200 Millionen gelegen haben.

Zu den Faktoren, die den Wert einer Yacht beeinflussen, hat sich auch Yachtdesigner Sean McMillan bei citywealthmag geäussert: „Gut designte Superyachten die eigenständig und solide gebaut sind, halten ihren Wert. Auch klassisch designte Motor- und Segelyachten entwickeln sich gut.“

 

Wir präsentieren sieben der vielleicht spektakulärsten Yachten der vergangenen Jahre:

Steve Jobs’ Stilikone: Venus

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Selbst die amerikanische Style-Postille Vanity Fair kämpfte mit den Worten, als die Yacht Venus in der Öffentlichkeit bekannt wurde Steve Jobs’ Superyacht beschrieb sie als “ein schwimmendes UFO aus Aluminium und Glas”. Tatsächlich hatte Philippe Starck zusammen mit dem legendären Apple-Gründer eine einzigartige Design-Ikone geschaffen die manchen als nicht von dieser Welt erscheint. So furios die minimalistische Gestaltung, so tragisch dessen Realisierung: Jobs und Starck trafen sich über vier Jahre hinweg einmal im Monat um am Wohnzimmertisch an dem Projekt zu arbeiten. Doch noch bevor die Superyacht 2012 ausgeliefert wurde, verstarb Jobs.

Das 78,20m lange Unikat wurde von Feadship in Aalsmere (Niederlande) gebaut. Die zeitlos moderne Eleganz von Venus entsteht einerseits durch den geradlinigen Körper, der aus Aluminium gefertigt ist. Andererseits verfügt auch der Aufbau über langgezogene Fensterbänder. Der Bug gibt sich verspielt. Er ist verspiegelt. Die Böden an Deck sind klassisch aus Teak. Grosse Klappen eröffnen bei Bedarf den Zugang zum Wasser, ob für Schwimmer oder für das Beiboot. Für den Betrieb der Yacht wie auch das Wohl der Gäste an Bord stehen 22 Crew-Mitglieder bereit. Über weitere Ausstattungsmerkmale auf den vier Decks der Motoryacht lässt sich nur spekulieren. Zum Schutz der Eignerfamilie Jobs üben sich die am Bau beteiligten Parteien – wie fast immer in diesem Business – in nobler Verschwiegenheit. Der Preis beläuft sich laut Medienberichten auf über USD 100 Millionen.

In die Schlagzeilen geriet die Yacht nicht nur beim Stapellauf. Kaum zwei Monate später wurde Venus im Hafen von Amsterdam beschlagnahmt. Auslöser waren ausstehende Forderungen von Designer Philippe Starck für die Gestaltung der Yacht. Der Streit wurde mit der Zahlung von € 3 Millionen beigelegt. Venus ist nun da wo sie hingehört – auf See und in den schönsten Häfen der Welt.

“Range Rover” der Meere: Kilkea

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Am Anfang stand pure Spekulation: Yacht Broker Edmiston & Company kontaktierte die Yacht Designer von Bannenberg & Rowell um herauszufinden, ob sich das Konzept des SUV von der Welt der Automobile auf die der Superyachten übertragen liesse. Die konkrete Mission: Ein Arbeitspferd der Meere in ein luxuriöses Schiff umzuwandeln, das dank grosser Reichweite und Robustheit bisher unerreichte Freiheit auf den Ozeanen dieser Welt bietet. Für Kreativdirektor Simon Rowell ist der bewährte Rumpf eines Versorgungsschiffes für Ölplattformen und weit entfernte Inseln von Vard „eine praktische und ehrliche Plattform“ um so etwas wie den SUV des Superyachting zu bauen.

Auf den ersten Blick erscheint die Idee wild und doch ist sie Ergebnis aufmerksamer Beobachtung. „Wir sehen bei unseren demographischen Nachforschungen, dass sich eine jugendlichere und offenere Generation entwickelt“ sagt Simon Rowell. „Das kann jemand sein, der verschiedenen Aktivitäten auf und im Wasser mit grossen Ambitionen verfolgt; oder ein Eigentümer der das Abenteuer in neuen Gewässern abseits des traditionellen Yachting sucht.“ Der kühne Seefahrer wird mit Kilkea die Möglichkeit erhalten, einen Monat autark auf See zu bleiben, leichten Eisgang und schwere Wetterbedingungen auszuhalten.

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Diese nautische Flexibilität hat ihren Preis: „Wir haben die gesamte bestehende strukturelle Basis bis in den Aufbau hinein übernommen – und natürlich den Rumpf und die technischen Bereiche“ erläutert Simon Rowell. Das bedeutet unter anderem, dass der massiv aufragende Aufbau, wie er beim Versorgungsschiff verwendet wurde, auch den Bug der Kilkea dominiert. Während dies eher funktional als elegant erscheint, ist der Rest des Schiffes eine der vielleicht schönsten Gestaltungen modernen Yachtdesigns. „Vom Hauptdeck aufwärts haben wir tatsächlich unsere eigene, neue Struktur verwendet. Die bisher veröffentlichten Computer Renderings sind bisher aber nur vorläufig. „Das kann auf verschiedene Weise geplant werden. Das beinhaltet die Räumlichkeiten für die Gäste, die Speiseräume und die Eingangsbereiche, da gibt es noch wirklich viel Flexibilität“ erklärt Rowell. Es wird spannend sein, wie die Yacht letztendlich aussehen wird. Bisher suchen Edmiston & Company nach einem maritimen Abenteurer der gewillt ist, in diesen besonderen Traum USD 72 Millionen zu investieren.

Die Schnelle: The World is not Enough

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Der amerikanische Automagnat John Staluppi hat seine Besessenheit nach Geschwindigkeit in eine neue Geschäftsidee umgewandelt. Bereits in jungen Jahren lebte er eine Leben auf der Überhohlspur mit Cigarette Boats, Motorrädern und Corvettes. Nach einer Reihe von Unfällen wandte er sich aber den Yachten zu. Aber auch hier hatte er Ambitionen die mit Geschwindigkeit zu tun hatten: Er wollte sehr schnelle Superyachten bauen. „Rund 15 Werften weltweit sagte ich, dass ich 50 Knoten machen wollte, mit soundsoviel PS und einem Boot von 130 Fuss Gesamtlänge. Die Hälfte der Werften meinten, ich wäre verrückt.“ Der erfolgreiche Geschäftsmann gründete mit Millenium Super Yachts dann einfach seine eigene Marke um diesen Traum umzusetzen.

Es folgten einige Superyachten aber der Höhepunkt ist bis heute „The world is not enough“. Gestaltet von den niederländischen Bootsdesignern von Mulder Design wurde die Motoryacht dann unter Staluppis eigener Marke 2004 fertiggestellt. Das gefällige Äussere mit seiner zeitlosen Eleganz und den klassischen Linien gibt keinen Hinweis auf die schiere Power im Innern: Zwei Gasturbinen und zwei Diesel entwickeln zusammen 20.600 PS. Aufgrund der leichten Aluminiumhülle und –aufbauten, wie auch des gewichtsoptimierten Innenausbaus, erreicht das 42m-Schiff eine Reisegeschwindigkeit von 57 Knoten. Die Höchstgeschwindigkeit wird je nach Quelle mit 66 oder sogar 70 Knoten angegeben. Nur die Superyacht Almashar von 2014 erreicht laut Branchenportal Boat International ähnliche Geschwindigkeiten.

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Die zehn Gäste können geräumig Schlafräume wie auch die Sky Lounge und Bar geniessen, währenddessen sie mit Höchstgeschwindigkeit die Meere bereisen. Ebenso luxuriös geht es an Deck zu, seit 2011 mit neuem Teakboden. So lässt sich noch angenehmer in den Jacuzzi steigen. Als Preis für „The world is not enough“ wird in den Medien USD 30 Millionen angeführt. Zusätzlich sollte man aber noch für die exorbitanten Treibstoffkosten gespart haben – besonders wenn man gerne schnell unterwegs ist.

Nach „The world is not enough“ gibt sich Staluppi bei Milenium Super Yachts mittlerweile nicht mehr so Geschwindigkeits-fokussiert sondern baut Superyachten insbesondere für den lukrativen Charter-Sektor – Speed is not enough.

Hi-tech unter Segeln: S/Y A

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Segelyacht A ist die Nachfolgerin von Motoryacht A – und in beiden Fällen steht A für Aleksandra, die Frau des Eigentümers Andrei Melnitschenko. Der russische Geschäftsmann hat ein Faible für eigenwillige Wasserfahrzeuge. Schon 2008 hat er begonnen, am Design von Sailing Yacht A zu feilen. Professionelle Unterstützung erhält er dabei von Philippe Starck und Claydon Reeves. Seit 2012 ist die Yacht auf der Werft von Nobiskrug in Kiel (Deutschland) im Bau.

Das Schiff ist 147 m lang und damit eine der 10 längsten Yachten weltweit. Bei den Seglern ist sie Nummer 1. Die Bootsbauer betreten mit Segelyacht A gleich in mehrfacher Hinsicht Neuland: Die drei Carbon-Masten sind mit 100 m die bisher höchsten frei stehenden Konstruktionen ihrer Art. Ebenso ist der Hubschrauber-Landeplatz bei einer Segelyacht ein nicht alltägliches Feature, was für Designer nicht einfach zu realisieren ist. Technologisch gesehen ist die vollelektronische Steuerung des Antriebs eine besondere Herausforderung. Die Kraft der jeweils 2 Diesel- und Elektromotoren muss mit dem Schub von 3747 Quadratmetern Segelfläche koordiniert werden. Damit soll eine Reisegeschwindigkeit von 16 Knoten realisiert werden. Als Höchstgeschwindigkeit sind 21 Knoten angepeilt. Ausführliche Tests im Windkanal und mit Modellen halfen beim Setup ebenso wie die seit dem 21. September 2015 stattfindenden Testfahrten.

Designer Philippe Starck hatte beim Vorgänger noch historische Referenzen integriert. Sailing Yacht A hingegen scheint ein Entwurf frei von traditionellen Einflüssen: Neben den drei eigentümlich gebogenen Masten wird die äussere Form insbesondere von weit aus dem Wasser ragenden Schiffswänden geprägt. Das ist gerade für einen Segler eher untypisch. Wenn Segelyacht A 2017 ausgeliefert wird, dürfte Melnitschenko genug Platz für sich, seine Familie, Gäste und allerlei Entertainment finden. Eines der grössten Highlights, das steht jetzt schon fest, dürfte der Unterwasser-Beobachtungsraum mit grossen, 30 cm dicken Glasfenstern, sein. Über die weitere Ausstattung schweigen sich alle Beteiligten natürlich aus. Sie dürfte vermutlich nicht weniger umfangreich als die von Motoryacht A sein. Jüngst konnten Journalisten an Bord dieses Schiffes ein Video drehen – womöglich auch um deren Verkauf zu befördern. Seine Preisvorstellung belaufen sich laut Medienberichten auf USD 300 Millionen. Gekostet hatte die Yacht 2008 noch rund 200 Millionen Euro. Für sein neues Spielzeug Segelyacht A wird Melnitschenko wiederum 400 Millionen Euro aufbringen müssen.

Grösse zählt: Azzam

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Es dürfte kein Rekord für die Ewigkeit sein, aber die Motoryacht Azzam gilt mit über 180 Metern immerhin schon seit 2013 als längste Superyacht der Welt. Mit einem Kaufpreis von 600 Millionen US-Dollar ist sie wohl auch eine der teuersten Yachten. Darin nicht enthalten dürften das an Bord stationierte U-Boot und das installierte Luftabwehrsystem sein. Ganz gleich ob oder wann sie diese Titel verlieren wird – das feine italienische Design von Nauta Yachts in Mailand (Italien) sorgt dafür, dass Azzam auch noch in vielen Jahren ein Headturner in den Häfen dieser Welt sein wird. Ein überzeugender Entwurf, insbesondere wenn man bedenkt, dass Azzam für die Italiener ihre erste Superyacht war, die sie gestalten durften.

Das Schiff wurde für Scheich Chalifa bin Zayid Al Nahyan, Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate, gebaut. Er beauftragte für die Realisierung Mubarak Saad al Ahbabi. Der Vorsitzende des Präsidialbüros stellte ein Team renommierter Spezialisten zusammen, darunter neben dem italienischen Designbüro Nauta Yachts insbesondere die deutsche Werft Lürssen. Neben dem zeitlos innovativen Design sollte die Yacht zudem auch schnell sein.

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Die Höchstgeschwindigkeit von 30 Knoten erreicht Azzam mithilfe des 94.000 PS starken Antriebs aus zwei Dieselaggregaten und zwei Gasturbinen. Diese geben ihre Leistung an vier Wasserstrahlantriebe weiter. Während der Rumpf aus Stahl ist, wurde für den Aufbau das leichtere Aluminium gewählt. Die Decks sind stilecht mit Teakholz ausgelegt.

Das Design in der siebenstöckigen Yacht stammt von Christophe Leoni. Der Franzose soll das Innere im Empire-Stil gestaltet haben; mit Goldbeschlägen, Marmorsäulen und römischen Motiven. Einer der beeindruckendsten Räume dürfte der 520 qm grosse Salon sein, der ganz ohne Säule auskommt. Über weitere Details gibt es aus Diskretionsgründen natürlich nur wenig zu erfahren.

Lautlose Geschwindigkeit: Nikata

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Nikata ist eine der schnellsten Luxus-Segelyachten. Und gleichzeitig ist sie eine perfektes Schiff zum Cruisen mit der Familie. Ihr reduziertes, klassisch langgezogenes Design gefällt Traditionalisten wie Anhängern moderner Entwürfe gleichermassen. Bei der Kritik fand dies grossen Anklang: Das Schiff gewann 2016 gleich zwei Preise: einen World Superyacht Award und einen Showboats Design Award. Die Gestaltung unterstreicht gleichzeitig die sportlichen Ambitionen der Yacht. Tatsächlich ist diese Form trotz traditioneller Anmutung am Computer entstanden, um beste Performance zu bieten. Darauf versteht sich insbesondere Chef-Designer Rolf Vorlijk. Er war bereits 2003 mit dem Hightech-Racer Alinghi beim America’s Cup erfolgreich und brachte damit die renommierte Seglertrophäe erstmals nach Europa. Es scheint, dass Vorlijk ähnliche Gene erfolgreich in Nikata eingepflanzt hat: Bei der Überstellung der Yacht von Finnland in die Karibik wurde eine Spitzengeschwindigkeit von 29 Knoten erreicht.

Rumpf und Aufbau wurden von Baltic Yachts in Finnland aus Karbon, welches mit Kunstharz versiegelt wird, hergestellt. Dadurch bekommt die Oberfläche ein sehr glattes Finish. Das Boot wird aber auch insgesamt sehr steif, was wiederum der Performance zugute kommt. Die Realisierung des Rumpfes in dieser Composite-Technologie wurde bei Baltic Yachts entwickelt und bereits bei einer ganzen Reihe Segelyachten erfolgreich eingesetzt. Mit all diesen Massnahmen ist die Yacht für ihre Grösse recht leicht – sie verdrängt rund 88 Tonnen. Das Deck ist wiederum ganz traditionell mit Teak bedeckt.

Trotz Fokussierung auf der Performance: Die Designer um die Teams von Judel-Vrolijk und Nauta Design Milano konnten in diesem Entwurf auch ansprechender Luxus und ein hohes Mass an Alltagstauglichkeit realisiert werden: Auf einer Länge von 35 m bietet das Schiff Platz mit 5 Kabinen Platz für 10 Gäste. Entspannen können die Gäste unter Deck an einer Bar oder im Chill-out Salon. Für die Innenräume wurde polierte Eiche und natürliche Leinenstoffe verwendet. Komfortabel ist der Zustieg: Eine ausfahrbare Plattform am Heck erleichtert den Zutritt auf das in Teakholz realisierte Deck. Die Plattform macht ebenso den Zugang zum Wasser besonders bequem.

Nicht selbstverständlich sind die Optimierungen zur Reduzierung von Geräuschen. Bereits während der Entwicklung wurde auf Verwendung spezieller Lager bei der Motoraufhängung und bei Dämpfern geachtet. Das soll Nikita zu einer besonders leisen Yacht machen. Nur wenige Tage nach der Überstellung der Yacht in die Karibik nahm Nikata an der Caribbean 600 teil. Sie gewann die Superyacht-Wertung der renommierten Regatta und glänzte auch in der IRC-Klasse mit einer guten Wertung.

Der CEO von Baltic Yachts ist von der Zukunft dieser Art von Alleskönnern unter Segeln überzeugt: “Nikata zeigt unsere Vision von Performance/Cruiser Superyachten auf und wird zu einem Zeitpunkt neue Standards setzen, in dem die Nachfrage für derartige Supersailing-Yachten anzieht.”

Die Futuristische: Galeocerdo

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Als Gewinner des Millennium Yacht Design Award nach ihrer Präsentation 2002 wirkt die 36m-Yacht auch heute noch extravagant und futuristisch. Dieser Eye-Catcher erinnert die einen an Darth Vader, die anderen sehen darin einen Tarnkappenbomber. Ihr futuristisches Äussere verhalf der Yacht sicherlich zu ihren Auftritten in Hollywood-Produktionen wie „Die Insel“.Für den Chef des Herstellers Wally Luca Bassani ist das Model Wally Power 118 wahrscheinlich der perfekte Markenbotschafter. Seine monegassische Bootsschmiede positioniert sich gerne als Extremist in Sachen Bootsbau – und das nicht nur bei Motoryachten sondern auch bei Seglern. Namhafte Miteigentümer wie Giovanni Agnelli und Juan Carlos I. von Spanien unterstützen diese Ausrichtung.

Der Rumpf der Galeocerdo ist V-förmig gehalten. Damit liegt es auch bei hohen Geschwindigkeiten stabil im Wasser. Er besteht aus Fiberglass und oberhalb der Wasserlinie aus einer Kombination aus Karbon und Fiberglass. Der Anstrich ist ein sehr dunkles, glänzendes Grünmetallic. Dadurch soll sich die Umgebung auf den grossen Seitenflanken besonders gut reflektieren. Der Aufbau der schnellen Yacht ist ein Karbonrahmen mit grossen Glasflächen. Im Gegensatz zu langsameren Yachten klassischen Zuschnitts muss aufgrund der hohen Geschwindigkeit der Yacht auch die Aerodynamik berücksichtigt werden. Diese wurde bei Tests im Ferrari-Windkanal optimiert.

Das martialisch anmutende Äussere deckt sich mit den inneren Werten: Eine Kombination aus Dieselmotoren und Gasturbinen entwickelt fast 17.000 PS, die das Wasserfahrzeug auf 60 Knoten Reisegeschwindigkeit beschleunigen. Bei diesen Geschwindigkeiten ist die Reichweite allerdings auf 300 Seemeilen beschränkt. Gleitet die Wally Power 118 hingegen mit nur 9 Knoten durchs Wasser erreicht man 1500 Seemeilen. Um die Geräuschentwicklung auch bei hohen Geschwindigkeiten möglichst gering zu halten erhalten wurde der Maschinenraum stark isoliert.

Verlangen nach Privatheit beflügelt Superyacht-Branche

Im Vergleich zu anderen Superyachten ist das Platzangebot nicht ganz so üppig. Es können sechs Gäste beherbergt werden. Immerhin gibt es noch Raum für Jetski und ein Beiboot. Für das Design im Innern der schnellen Yacht zeichnen die römischen Architekten von Lazzarini Pickering verantwortlich. Sie haben eine klare Formensprache entwickelt, die einerseits edel wirkt aber auch dem modernen Äusseren entspricht.

Der Monegassische Hersteller verlangt für die Wally Power 118 je nach Antrieb und Ausstattung ab 14 Millionen Euro. Für die Galeocerdo sollen 33 Millionen USD bezahlt worden sein.

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Veranstaltungstipp:

Monaco Yacht Show
28.9.2016 – 1.10.2016
Port Hercules Monaco
http://www.monacoyachtshow.com/

Editorial Team

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