Abgefahren! Highlights von Classic Car Persönlichkeiten

Das Jahr, das nun zu Ende geht, war so voll gepackt mit Oldtimerevents, dass es unmöglich war, sie alle zu besuchen oder sich auch nur mit allen zu befassen. Es gab absurde Terminüberschneidungen (zum Beispiel als die Mille Miglia mit dem Concorso d’Eleganza in der Villa d’Este zusammenfiel), und führende Sammler standen oft vor echten logistischen Herausforderungen. Tatsächlich mussten sie ihre Autos in vielen Fällen sofort nach Ende eines Events zur nächsten Show verfrachten, damit die Fahrzeuge rechtzeitig vor Ort waren.

Zweifellos wird 2016 als ein grosses Jahr für die gesamte Classic Car-Szene in die Geschichte eingehen – mit einem florierenden Markt, einer wachsenden Anzahl von Events und immer mehr Menschen, die ihre Leidenschaft für Classic Cars entdecken und die Bewegung unterstützen. Doch wie am Ende eines jeden Jahres gibt es immer dieses gewisse “Etwas”, das jedem Einzelnen mehr als alles andere im Gedächtnis geblieben ist. Ich spreche nicht von einem bestimmten Ereignis oder einem bestimmten Moment, denn je nachdem, wen wir fragen, fällt die Antwort hier anders und – unserer Meinung nach – gelegentlich auch unerwartet aus. Um dies zu veranschaulichen, haben wir mehrere Freunde gebeten, uns ihre klassischen Momente oder Events der letzten zwölf Monate zu schildern.

Mark Gessler

Die Woodward Avenue, die in der Innenstadt von Detroit beginnt, war die erste vierspurige Autobahn der USA. Seit 1995 gewinnt dieses Augusttreffen zunehmend an Bedeutung. “Eine Leitung gibt es nicht”, sagt Mark und erklärt, dass es sich dabei um eine spontane Zusammenkunft handelt, zu der Familien ihr Auto und einen Picknickkorb mitnehmen und den Tag und die Nacht damit zubringen, der Parade der Strassenkreuzer zuzusehen oder auch im eigenen Auto mitzufahren. Im Jahr 2016 nahmen schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen und 400’000 Fahrzeuge teil, die meisten – wenn auch nicht alle – Oldtimer. “Es ist wie eine Mille Miglia in Zeitlupe.”

Abgefahren! Highlights von Classic Car Persönlichkeiten

Wie bereits erwähnt, war das Auto, das die HVA für die Veranstaltung gewählt hatte, der erste Camaro – eine ganz besondere Wahl, wenn man bedenkt, dass das Modell gerade seinen 50. Geburtstag gefeiert hat. “Dieses spezielle Fahrzeug hat eine wunderbare Geschichte”, sagt Mark. “Es wurde vor ein paar Jahren von einem 13-Jährigen entdeckt. Der Junge fand das Auto und musste seinen Vater dazu zwingen, es zu kaufen. Später, als sie dann die Fahrgestellnummer lasen, wurde ihnen klar, dass es der allererste Camaro war.” Die Fahrgestellnummern für den Camaro sind recht merkwürdig, denn bereits vor der Markteinführung waren 52 Vorserienmodelle gebaut worden, die dann am Tag der offiziellen Lancierung bei den Händlern zum Verkauf standen. Diese Modelle hatten ihre eigene Nummernserie. Das Auto ist das erste der 52 Vorserienmodelle, war bei Woodward im HVA-Glaswürfel ausgestellt und wird demnächst auch im HVA-Archiv registriert – das fünfzehnte Fahrzeug, dem dieses Privileg zuteilwird.

Peter Read

Als Vorstandsmitglied und Vorsitzender des Kraftfahrzeugkomitees des britischen Royal Automobile Club (RAC) hat Peter Read eine einmalig breite Sicht auf die Classic Car-Szene. Daher waren wir neugierig, wie er unsere Frage beantworten würde. Wir nahmen an, er würde sich auf den Bonhams London to Brighton Veteran Car Run beziehen, da dieses Ereignis seit je eine enge historische Verbindung mit dem RAC hat, aber er überraschte uns: “Im September 2016 eröffneten wir im RAC-Clubhaus Woodcote Park in Epsom ein neues Restaurant mit dem Namen Stirling’s.

Abgefahren! Highlights von Classic Car Persönlichkeiten

Das Restaurantdekor ist dem Leben und den Geschmacksvorlieben von Sir Stirling Moss gewidmet, daher der Name”, sagte er uns. Weiter erklärte er, dass die Teilnahme von Sir Stirling an einem Oldtimer-Korso zum neuen Restaurant geplant gewesen sei. Er hätte am Steuer eines Jaguar C sitzen sollen, während Peter sich mit seinem Jaguar XK 120 der Parade anschloss. Schlussendlich stellte sich jedoch heraus, dass Sir Stirling Schwierigkeiten hatte, in den Jaguar C hineinzuklettern – und so fuhr der legendäre Rennfahrer stattdessen Peters XK 120. “Als wir am Eingang des neuen Restaurants ankamen – wir waren die Ersten –, hatten wir Zeit für ein wunderbares Gespräch, und ich bat ihn, mein Armaturenbrett zu signieren. Ich kann mir wirklich keinen klassischeren Moment vorstellen als diesen …” Wir uns auch nicht!

Donald Osborne

Als passionierter Opernsänger, Oldtimerkenner, Schriftsteller und einer der führenden US-Experten für italienische Autos verbringt Donald Osborne 90 Prozent seiner Zeit in unmittelbarer Umgebung der schönsten Oldtimer, die man sich vorstellen kann. Als wir beschlossen, ihn um die Schilderung seines bevorzugten klassischen Moments von 2016 zu bitten, war es uns von vornherein klar, dass wir eine faszinierende Antwort bekommen würden. Wir hatten recht, und dies sogar doppelt, da er nämlich von zwei Lieblingsmomenten zu berichten wusste! Beide, so sagte er uns, “sind persönlicher, als ich es ursprünglich erwartet hatte”. Im Grunde war keines der Erlebnisse direkt mit einem bestimmten Fahrzeug verbunden; es waren eher “zwei sehr spezielle Momente, die mich emotional überwältigten”.

Den ersten erlebte Donald im Mai, als er nach vielen Fahrerjahren in komfortablen Cockpits die Mille Miglia erstmals in einem offenen Auto fuhr. “Ich sass am Steuer eines 1946er Fiat 1100 Frua Barchetta, der meinem guten Freund David Wards gehört, und fuhr durch das Örtchen Sirmione am Ufer des Gardasees”, erinnerte er sich und beschrieb dann, wie es in Strömen regnete. Er und sein Beifahrer sich völlig von niedrigen Wolken und Wasser umgeben wiederfanden: Auf der einen Seite hatten sie den See, von oben kam der Regen, und dank der Konfiguration des Barchetta gab es zahllose Lücken in allen Grössen, durch die auch noch das Wasser von der Strasse eindrang. Zu diesem Zeitpunkt war der Kampf ums Trockenbleiben längst verloren. Aber obwohl er durch und durch nass war, fühlte er sich glücklicher als je zuvor. “Ich war Teilnehmer eines legendären Rennens, befand mich in einer märchenhaften Situation und fuhr ein 70 Jahre altes Unikat. Es war eines der wildesten Dinge, die ich je in meinem Leben getan habe!”

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Donalds zweiter magischer Moment war ganz anderer Natur. Im August war er nach jahrelanger Arbeit endlich so weit, in Pebble Beach sein Buch Stile Transatlantico vorstellen zu können. Das Buch zu schreiben, sei eine grosse Herausforderung gewesen, sagte er uns. Aber es sei auch spannend gewesen und ein Projekt, von dem er schon seit vielen Jahren geträumt hatte. “Als ich mein Buch beim bedeutendsten Oldtimerevent der Welt vorstellte, war ich sehr nervös – wie jeder Schriftsteller”, sagte er. “Ich fragte mich, was ist, wenn ich der Einzige bin, der dieses Thema faszinierend findet? Zu meiner grossen Erleichterung stellte ich rasch fest, dass tatsächlich sehr viele Leute mein Interesse an der Stilmischung in den italienischen und amerikanischen Nachkriegsdesigns teilen. Und das machte mich an diesem Tag definitiv zum glücklichsten aller Oldtimerautoren.”

Nic Waller

Der Engländer Nic Waller ist die Stimme von Pebble Beach, der weltweit wichtigsten Oldtimershow, und verantwortlich für die Ankündigung aller Autos, wenn sie auf der Bühne erscheinen. Zudem ist er Mitglied des Auswahlkomitees. In Europa leitet er die Organisation des Warren Concours d’Elegance, der vor einigen Jahren in Essex ins Leben gerufen wurde. Er ist leidenschaftlicher Oldtimerfan und liebt es, die Klassiker zu fahren, wann immer es ihm möglich ist. “Für mich war der klassische Moment des Jahres 2016 definitiv der Giro di Sicilia”, sagte er uns. “Ich war mit meiner Frau dort und fuhr einen wunderschönen 1966er Alfa Romeo Spider Duetto mit der Fahrgestellnummer 0001 – der allererste aus dem Werk in Arese. Das Wetter war wunderschön, die kurvenreichen Strassen passten optimal zum Auto, und die Kulisse war ganz einfach perfekt.”

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Massimo Delbò

Einmal im Jahr darf ich wohl über einen persönlichen Lieblingsmoment berichten, und das Highlight 2016 war für mich die Teilnahme an der Mille Miglia. Nach so vielen Jahren, in denen ich dieses Ereignis als Journalist begleitet hatte, war ich begeistert, dass Mercedes-Benz Classic mir die Gelegenheit gab, ihren “Ponton” (alias 180 D) zu fahren und damit endlich als Teilnehmer anzutreten. Diese vier Tage, in denen ich in Begleitung der schönsten Autos der Welt durch die schönsten Landschaften gefahren bin, werde ich nie vergessen – genauso wenig wie die wunderbare Unterstützung, die ich vom Mercedes-Benz Classic Center erhalten habe. Und #CatchMassimo war auch ein grosser Erfolg!

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Massimo Delbò

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