Gute Gründe für Stiftungen und Trusts

Eine Einführung von Verwaltungsratsmitglied Philip Marcovici.

Ein Vermögender erwägt eine Schenkung in beträchtlicher Höhe an seine Tochter, die in den Zwanzigern ist. Es stellt sich die Frage, wie diese erfolgen sollte: in Form einer direkten Schenkung oder mittels Übertragung an einen Trust oder an eine Stiftung zugunsten der Tochter? Wenn der Tochter beim oder vor dem Tod des Vermögensinhabers eine Schenkung in Höhe von USD 10 Millionen zufliesst, was geschieht, wenn ihr neuer Ehemann mit einer verrückten Geschäftsidee ankommt und versucht, seine Frau von der Finanzierung seines Vorhabens zu überzeugen? Was ist, wenn es zu einer Scheidung kommt? Oder wenn der Tochter, die nun Schönheitschirurgin geworden ist, bei ihrer ersten Operation ein Fehler unterläuft? Das Kapital wäre ganz oder teilweise verloren.

Und wenn sie sich in Kanada, China, den USA oder in irgendeinem anderen Land niederlässt? Sie würde weltweit auf der Basis ihres erzielten Einkommens aus den mit den USD 10 Millionen getätigten Investitionen besteuert. Wenn sie verstirbt und das Vermögen ihren Kindern hinterlässt, könnten auch dann Steuern anfallen – in Kanada aufgrund einer unterstellten Vermögensveräusserung, in den USA nach den dortigen Erbschaftsteuervorschriften. Und wenn es sich um ein Land wie China handelt, würde ihr Eigentum an dem Vermögen zusätzlich Devisenkontrollbestimmungen und weiteren Vorschriften unterliegen.

Wäre die Tochter stattdessen die Ermessensbegünstigte eines von ihren Eltern eingerichteten Trusts oder einer Stiftung, würde dies die Ausgangslage ändern. Ihr Ehemann kann dann keinen Druck auf sie ausüben, damit sie seine gute Geschäftsidee unterstützt, denn er muss nun einen professionellen Treuhänder- oder Stiftungsrat überzeugen, der leichter «Nein» sagen kann, wenn dies die richtige Entscheidung ist. Klagen gegen die Tochter – sei es wegen Verletzung beruflicher Sorgfaltspflichten, Scheidung oder aus sonstigen Gründen – sind im Hinblick auf die Vermögenswerte im Trusts oder in der Stiftung schwer durchzusetzen, wenn dieser bzw. diese gut strukturiert ist und gut verwaltet wird. Und in puncto Steuern sind Kanada, die USA und viele andere potenzielle Wohnsitzländer gute Beispiele für den vollkommen transparenten Einsatz von Trusts und Stiftungen, mit denen sich erhebliche Steuereinsparungen erzielen lassen.

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In Kanada und in den USA erlauben es entsprechend strukturierte Trusts und Stiftungen den Begünstigten, Steuern zu vermeiden, sowohl in Bezug auf Erträge aus den in der diskretionären Struktur gehaltenen Vermögenswerten als auch auf vollumfänglich offengelegte Ausschüttungen. Und Vermögenswerte, die im Treuunternehmen oder in der Stiftung verbleiben, können für kommende Generationen erhalten werden, ohne dass diese bei Erbfällen oder Schenkungen einer Besteuerung unterliegen.

Dieses Beispiel zeigt: Die rechtlichen Aspekte, wie sich Stiftungen und Treuunternehmen für die Bedürfnisse einer Familie nutzen lassen, sind häufig komplex. Sie können aber wie beschrieben zur Lösung von Problemen beitragen, mit denen vermögende Familien heutzutage oft konfrontiert sind.

Lösungen für eine Welt im Wandel

Steuertransparenz und eine zunehmend komplexer werdende Welt führen dazu, dass Trusts und Stiftungen für vermögende Familien bei der Vermögensschutz- und Nachfolgeplanung an Bedeutung gewinnen. Vielen herkömmlichen Anbietern von Treuhand- und Stiftungsdienstleistungen bereiten die steigende Komplexität und die (schon immer vorhandene) Notwendigkeit der Steuerkonformität Probleme. Eine Reihe von Treuhandgesellschaften im Besitz von Banken wurde verkauft oder verkleinert, Rechtsanwaltskanzleien und andere Gesellschaften, die als kleinere Treuhanddienstleister tätig waren, haben ihre Aktivitäten veräussert und die Zukunft zahlreicher Dienstleister für Trusts und Stiftungen gibt ernsthaften Anlass zur Sorge.

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Auch die Unterscheidung zwischen Trusts und Stiftung und deren Nutzung zur Nachfolge- und Vermögensplanung bereitet vermögenden Familien Probleme. Trusts haben ebenso wie ihr zivilrechtliches Pendant, die Stiftung, eine lange Geschichte. Trotz zahlreicher Unterschiede zwischen beiden gibt es auch viele Gemeinsamkeiten und sie sind im Grossen und Ganzen austauschbare Instrumente, die von Familien zur Erreichung einer Reihe wichtiger Ziele eingesetzt werden können. Beide sind sehr flexibel, und diese Flexibilität hat zum Missbrauch von Trusts und Stiftungen beigetragen, insbesondere was Steuerumgehung und missratene Versuche zur fälschlicherweise für legal gehaltenen Steuervermeidung angeht.

Die Hinwendung zur Steuertransparenz ist kein Angriff auf Trusts und Stiftungen, sondern dient vielmehr der Bekämpfung aller Versuche zur Verschleierung von Einkünften und Vermögenswerten, die nach den jeweils geltenden Steuervorschriften von denjenigen offengelegt werden müssen, die entsprechende Ansprüche auf die betreffenden Einkünfte und an den jeweiligen Vermögenswerten haben. Trusts und Stiftungen sind zweifellos Teil der neuen Schwerpunktthematik, wie Vermögende ihre Angelegenheiten ordnen. Für gut beratene Vermögende gilt jedoch, dass Trusts und Stiftungen immer mehr als zentrale Instrumente für die Vermögensplanung zu betrachten sind.

Was können Trusts und Stiftungen, was andere Instrumente nicht können?

Sowohl Trusts als auch Stiftungen bieten Familien die Möglichkeit festzulegen, wie sie Vermögenswerte langfristig halten und verteilen möchten. Die gewählte Struktur kann die Aufsicht über das Familienvermögen einschliesslich einer entsprechenden «wechselseitigen Kontrolle» über die Mitglieder des Treuhänder- oder Stiftungsrats erlauben, die die Verantwortung für die Betreuung des Treuunternehmens oder der Stiftung in einer Weise übernehmen, welche den Bedürfnissen der betreffenden Familie entspricht. Hat ein Vermögensinhaber noch kleine Kinder, wie kann er für den Fall, dass er verstirbt oder handlungsunfähig wird, sicherstellen, dass sie finanziell abgesichert sind und das Vermögen ordentlich verwaltet wird? Wenn die Kinder mit 18 Jahren volljährig werden, ist es richtig, dass sie dann in den Besitz eines beträchtlichen Vermögens gelangen? Ist es wichtig, die Absichten des verstorbenen oder handlungsunfähigen Vermögensinhabers zu berücksichtigen, wenn es darum geht, wie das Vermögen verwaltet und verteilt werden soll?

Versicherungen, Personengesellschaften, spezielle juristische Unternehmensformen und andere Strukturen sind alle wichtige Elemente einer guten Vermögens- und Nachfolgeplanung. Aber es ist keineswegs einfach gewährleistet, dass sie das gleiche Potenzial für eine langfristige Nachfolge- und Vermögensplanung bieten wie Trusts und Stiftungen.

"Steuertransparenz und eine komplexer werdende Welt führen dazu, dass Trusts und Stiftungen an Bedeutung gewinnen."

Philip Marcovici

Wie funktionieren Trusts und Stiftungen?

Sehr einfach ausgedrückt gibt es vier wichtige Merkmale von Trusts und Stiftungen, die man verstehen muss. Diese sind: widerruflich, unwiderruflich, fest und diskretionär.

Der Treugeber eines Trusts oder der Gründer einer Stiftung kann bei der Errichtung wählen, ob er sich das Recht vorbehält, das Treuunternehmen bzw. die Stiftung zu «widerrufen» oder aufzulösen. Eine Errichtung als «unwiderruflich» bedeutet nicht, dass der Treugeber oder Stifter als möglicher Begünstigter ausgeschlossen ist, sondern dass er eindeutig nicht dazu berechtigt ist, das Treuunternehmen oder die Stiftung aufzulösen und das Vermögen zurückzuerlangen. Nun mag zwar der Gedanke verlockend sein, eine widerrufliche Errichtung sei immer die bessere Wahl, doch dies ist nicht zwangsläufig der Fall. Wenn ich Treugeber oder Stifter bin und mir Sorgen über künftige Klageverfahren mache, in die ich möglicherweise verwickelt werden könnte, sind dann die Vermögenswerte, die in ein Treuunternehmen oder in eine Stiftung eingebracht wurden, sicherer vor den Klägern, wenn ich – anders als bei einer unwiderruflichen Errichtung – das Recht habe, sie zurückzubekommen?

Und ist es im Hinblick auf die Ziele eines Vermögensinhabers besser, das Treuunternehmen oder die Stiftung als festes oder diskretionäres Instrument zu errichten? Eine Standardantwort darauf gibt es nicht, wichtig ist jedoch, den Unterschied zu verstehen. Soll mein Kind bei Erreichen des 25. Lebensjahrs eine Ausschüttung erhalten, dann ist es ein Begünstigter mit einem «festen» Anspruch. Nimmt der Treuhänder oder die Stiftung die Ausschüttung nicht vor, kann es seine Rechte auf dem Klageweg durchsetzen. Demgegenüber steht die «diskretionäre» Struktur. Dies bedeutet, dass der Treuhänder- oder Stiftungsrat die Ausschüttung nicht zwingend vornehmen muss, wenn mein Kind 25 Jahre alt wird. Und zwar deshalb nicht, weil ich als Treugeber oder Stifter möglicherweise einen sogenannten «Letter of Wishes» hinterlegt habe. Darin habe ich meinen Wunsch zum Ausdruck gebracht, der Treuhänder- oder Stiftungsrat möge eine Ausschüttung in Erwägung ziehen, wenn mein Kind 25 Jahre alt wird, die Entscheidung darüber aber in das Ermessen des Treuhänder- oder Stiftungsrats gelegt. Damit kann mein Kind eine Ausschüttung rechtlich nicht erzwingen. Ist dies nun gut oder schlecht? Das kommt darauf an … Befindet sich mein Kind gerade in einer familienrechtlichen oder sonstigen Auseinandersetzung, ist das Vermögen vielleicht deutlich besser gesichert, wenn mein Kind keinen Rechtsanspruch darauf hat.

Eine gute Führung von Trusts und Stiftungen erfordert Sorgfalt und Aufmerksamkeit bei der Beaufsichtigung des Treuhänder- oder Stiftungsrats und wird häufig durch die Einbeziehung eines Protektors oder Betreuers realisiert. Gute Treuhand- oder Stiftungsdienstleistungen bieten vermögenden Familien Klarheit über die verfügbaren Optionen und Orientierungshilfen in Bezug auf die vielen «Was wäre, wenn»-Fragen, die sie sich laufend stellen sollten.

Und was ist mit der Besteuerung und Reporting?

Die gute Nachricht für Vermögensinhaber ist, dass sich in vielen Ländern zunehmend ein besseres Verständnis für Trusts und Stiftungen entwickelt, einschliesslich der Erarbeitung von Steuer- und Berichtsvorschriften, in denen die steuerliche Behandlung von Trusts und die Frage geregelt wird, wann und wie eine Berichterstattung in Bezug auf Beteiligungen an Trusts erfolgen muss. Das ist gut so, denn Steuerplanung, die nach wie vor auf legale und anerkannte Weise über Trusts und Stiftungen erreicht werden kann, stellt nur eines von vielen Bedürfnissen vermögender Familien dar.

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Politische Risiken, die Vernichtung von Vermögen aufgrund von Scheidungsansprüchen, der Schutz des Vermögens vor Gläubigerforderungen und anderen Ansprüchen, der Erbgang und der Schutz der jüngeren Generation, die Gewährleistung der ordnungsgemässen Identifizierung und Verwaltung von Vermögenswerten, die Handhabung komplexer Familienbeziehungen, der Besitz von besonderen Vermögenswerten wie Sammelobjekten und Unternehmen – all dies und vieles mehr lässt sich mit Hilfe durchdachter Trusts und Stiftungen in die richtigen Bahnen lenken.

Philip Marcovici (1956) Er war beinahe 30 Jahre bei der internationalen Anwaltskanzlei Baker & McKenzie tätig und hat dort deren weltweite Wealth-Management-Praxis und die Steuerpraxis in Asien mitbegründet. Nach Beendigung seiner Anwaltstätigkeit berät er nun als international anerkannter Experte Familien, Firmen und Regierungen in verschiedenen strategischen Fragen zum internationalen Steuerrecht. Er ist zudem immer wieder als Dozent bei internationalen Veranstaltungen zu sehen.

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