Oliver Prange vom Schweizer Du-Magazin sprach im April 2015 mit Fritz Kaiser über verantwortungsvolles Investieren, die Energiewende in Deutschland und sein Engagement in Sachen Offshore-Windenergie.
Frage: Sie haben mit Al Gore eine Formel für verantwortungsvolles Investieren entwickelt?
Das war eines unserer Ziele. Ich suchte eine Liste jener zehn Treiber, die in den kommenden zehn Jahren unsere Zukunft bestimmen würden. Wir sprachen mit Harvard, dem World Watch Institute aber letztlich konnte uns Gore am besten helfen.
Frage: Was genau war der Beitrag von Gore und was haben Sie damit gemacht?
Er hat uns die Liste mit neun Treibern der globalen Veränderung entwickelt. Das gab es damals nicht. Ich habe dann sechzig Leute – vermögende Familien und ihre Berater – zu einem Workshop mit Al Gore eingeladen. Mit unserer Zukunftsliste haben wir Szenarien erarbeitet, die im Nachhinein beurteilt von guter Voraussicht zeugten.
Frage: Was hat dies rückwirkend betrachtet tatsächlich bewirkt?
Immer mehr Menschen handeln umweltbewusst und sorgen sich um das ökologische Erbe. Dieser Wahrnehmungswandel hat eine wachsende Gruppe von Vermögenden und Meinungsbildnern veranlasst, sich aktiv für das Konzept des verantwortungsbewussten Investierens zu engagieren. Dies ist dann auch ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensphilosophie von Kaiser Partner. Es zeigt sich deutlich, dass die gut gemanagten und langfristig auf Nachhaltigkeit ausgelegten Vermögensstrategien den rein kurzfristig auf Marktspekulationen ausgerichteten Investmentkonzepten punkto Vermögenssicherung und Performance überlegen sind.
Frage: Aus dieser Arbeit entstand kürzlich Al Gores Buch „Die Zukunft“. Darin formuliert er sechs Kräfte, die unsere Welt verändern: Globalisierung der Wirtschaft, Verschiebung der geopolitischen Machtverhältnisse, eine fehlgeleitete, allein auf Wachstum ausgerichtete Wirtschaftspolitik, der nicht nachhaltige Umgang mit unserer Umwelt, die Revolutionen der digitalen Kommunikation, Neurowissenschaften und der Bio-/Gentechnik.
Ich habe die letzten zehn Jahre diese globalen Treiber der Veränderung laufend beobachtet. Dabei hat uns auch die Hyperrevolution der Kommunikation durch das Internet besonders beschäftigt, und wir haben in diesem Bereich eigene unternehmerische Interessen und Investments. Im Jahr 2014 haben wir zudem die deutsche Energiewende studiert und kürzlich dort erste Investments gemacht.
Frage: Unter der Energiewende versteht man den Übergang von der nicht nachhaltigen Nutzung von fossilen Energieträgern sowie der Kernenergie zu einer nachhaltigen Energieversorgung mittels erneuerbaren Energien…
Deutschland ist ein Schrittmacher dieser Energiewende. Unmittelbar nach der Fukushima-Katastrophe verkündete die deutsche Regierung den Ausstieg aus der Atomenergie bis 2022. Der Anteil erneuerbarer Energien soll bis 2020 bereits 35 Prozent am Bruttostromverbrauch ausmachen. Bei diesem ambitionierten Ziel ist die Windenergie – vor allem die Offshore-Windenergie – ein bedeutender Baustein. Mittlerweile sind die Voraussetzungen in Deutschland für private und institutionelle Investoren gegeben, um langfristig in diesen Sektor zu investieren. Das wird auch unserem Credo des ökonomisch interessanten und gleichzeitig verantwortungsbewussten Investierens gerecht.
Frage: Sie investieren in die deutsche Energiewende. Was machen Sie genau?
Wir investieren mit unserer Sea Wind Holding in die Entwicklung von Offshore-Windenergie und haben im Januar 2015 ein in wirtschaftlicher Schieflage befindliches Offshore-Windpark-Projekt übernommen, das bald bewilligungsfähig sein wird. Es handelt sich um den Bau eines 500-Megawatt-Windparks in der deutschen Ostsee. Offshore-Windräder sind attraktiv weil sie weit draussen im Meer stehen. Man sieht und hört sie nicht. Gleichzeitig profitieren sie von konstanteren Windverhältnissen.
Frage: Wie unterstützt der deutsche Staat solche Projekte?
Deutschland setzt den langfristigen Rahmen mit einer Abnahmegarantie und mit garantierten Preisen für eine bestimmte Laufzeit. Der Preis ist höher als der Marktpreis. Das Entscheidende für Investoren ist die planbare Abnahmegarantie. Diese schätzen wir in Bezug auf die Bonität und die Zuverlässigkeit von Deutschland als so sicher ein, dass sogar Pensionskassen in die Betriebsphase eines Windparks investieren können.
Frage: Wie ist der Appetit von Anlegern, in Windparks zu investieren?
Die Finanzierung eines professionell strukturierten Projektes ist sehr attraktiv. Ein Investment in die deutsche Energiewende mit garantierten Stromabnahmepreisen durch den deutschen Staat bietet die Chance, Geld nachhaltig, sicher und zu attraktiven Zinsen anzulegen.
Frage: Was bringt es Atomkraftwerke abzuschalten, wenn sie in Nachbarländern weiter in Betrieb sind?
Wenn man diese Haltung hätte, würde gar nichts passieren in der Welt. Ich glaube, dass Deutschlands Entscheidung in Sachen Energiewende eine Signalwirkung hat und andere Länder nachziehen werden.
Frage: Wie fühlen Sie sich mit diesem Projekt?
Riesige Windkraftwerke hundert Kilometer draussen im Meer aufzustellen, die grünen Strom für uns erzeugen, nährt meinen Unternehmergeist heute. Wir investieren hier in neue Technologie, um ökologisch auf der richtigen Seite der globalen Veränderung dabei zu sein – und dies bei ökonomisch attraktiven Rahmenbedingungen.
Dies ist eine gekürzte Version des Interviews aus dem Du-Magazin (April 2015). Lesen Sie hier das Interview in voller Länge.