Wie öffentlich ist Ihre Jacht?

Wer sonst unter besonderer Beobachtung der Öffentlichkeit steht erhofft sich genau dies von einer Jacht. Aber: Gilt das auch noch in Zeiten digitaler Transparenz?

Privatheit treibt Vermögende aufs Meer

Die hohen Erwartungen beim Kauf einer Jacht beziehen sich demnach nicht nur auf das Schiff und dessen Ausstattungsdetails selbst. „Privatsphäre ist ein äusserst wichtiges Thema – und oft der primäre Beweggrund für den Kauf“ bestätigt der auf Jachten spezialisierte britische Rechtsanwalt Benjamin Maltby. Er berät auf diesem Gebiet kaufinteressierte Neulinge ebenso wie besonders vermögende Eigner mit mehreren Jachten.

Gerade für besonders Vermögende ist dies zentral: „Privatsphäre bedeutet auch Sicherheit. Die Jachtbesitzer sind nicht nur besser vor physischen Bedrohungen geschützt, wenn sie an Bord sind, sie können zudem auch mehr Zeit mit Geschäftspartnern und ihren Familien verbringen. Sie können Geschäfte abschliessen und stärkere Beziehungen aufbauen. “

Zweischneidig: Jachten faszinieren

Privatsphäre ja – unbeobachtet ist man dennoch nicht. Schuld daran ist insbesondere die grosse Faszination, die Superjachten auf viele ausüben. Der glamouröse Charme der imposanten Gefährte zieht Fans auf der ganzen Welt in seinen Bann. Manche interessieren sich für die Technik, andere für das Design. Als Symbol für „die Reichen und Schönen“ ist das Interesse an einer Jacht aber oft auch von Neugierde – um nicht zu sagen vom Voyeurismus – getragen.

Digitale Möglichkeiten und die Perfektion der Crowd

Die sogenannten Yacht Spotter haben die Beobachtung von Jachten zu ihrem Hobby gemacht. Sie machen Fotos und tauschen sich über den Standort oder technische Details der Jachten aus. Mittlerweile helfen diesen Fans digitale Technologien: Auf Websites wie MarineTraffic und Apps wie Superyacht Spotter teilen sie Informationen ganz einfach per Mausklick. Die daraus entstehenden Profile haben teils schon einen erstaunlichen Umfang. Wer es darauf anlegt kann auf Basis dieser Daten auch umfassende Bewegungsprofile erstellen.

Wie öffentlich ist Ihre Jacht?

Die Informationen aus der Community der Yacht Spotter werden je nach Anwendung noch automatisiert mit öffentlich verfügbaren Positionsdaten angereichert. Dies ist bei besonders grossen Jachten einfach: „Superjachten mit einer Bruttotonnage von 300 Tonnen oder mehr müssen mit einem Automatischen Identifikationssystem (AIS), das ihre Position in Echtzeit weiterleitet, ausgestattet sein“ weiss Jurist Maltby. Diese Daten sind öffentlich zugänglich – unabhängig davon, ob ich sie für eine sichere Navigation oder aus purer Neugierde einsehe.

Maltby gibt allerdings zu bedenken, dass die meisten Superjachten ein geringeres Gewicht hätten. Die Informationen aus dieser Quelle seien für sich genommen überschaubar. „Das AIS übermittelt nur den Schiffsnamen und verschiedene technische Details.“ Mit etwas Spürsinn lässt sich dies aber anreichern. „Es ist auch möglich, über öffentliche Register den Besitzer der Jacht zu ermitteln,“ gibt Maltby zu bedenken.

 

<h5>Benjamin Maltby</h5>
Benjamin Maltby

Der Britische Jurist Benjamin Maltby stammt aus einer Familie begeisterter Segler. Seitdem er für einen besonders vermögenden Klienten beauftragt wurde, ein Unternehmen für die Verwaltung von Superjachten aufzubauen, gab es für ihn kein zurück. Benjamin Maltby arbeitet heute für Keystone Law in London und teilt sein Wissen auf Twitter (@BenjaminMaltby) und in kompakten, informativen „Keynotes“.

Vorsorge treffen

Darüber hinaus, so Benjamin Maltby, sollte man als Jachteigner schon früh Sorge tragen, damit die Privatsphäre auch auf See gewahrt bleibt. Er rät bereits vor dem Bau oder Kauf einer Jacht, möglichst sparsam mit persönlichen Informationen umzugehen: „Potenzielle Besitzer sollten zu Beginn nur über ihren gesetzlichen Vertreter mit den Werften und Brokern verhandeln. Vor jedem Kauf sollte ein Besitzunternehmen mit Nominaldirektoren und -aktionären gegründet werden – auf diese Weise ist jegliche etwaige Haftung auf dieses Besitzunternehmen beschränkt. Sobald eine Vertraulichkeitsvereinbarung unterzeichnet wurde, sollten Informationen zum Nutzungsberechtigten nur herausgegeben werden, wenn unbedingt erforderlich (zum Beispiel im Rahmen der «Know your client»-Richtlinie).“

Wie öffentlich ist Ihre Jacht?

Diskretion – auch eine Frage der Kultur an Bord

Sobald die Jacht gekauft ist, sollte die Beziehung mit den Bediensteten an Bord so geregelt sein, dass die Privatheit gewahrt bleibt: „Der Crew sollte es nicht nur vertraglich untersagt sein, den Namen des Nutzungsberechtigten, der Familie und der Gäste sowie die Schiffsroute offenzulegen,“ so Maltby. „Es sollte ihnen auch untersagt sein, jegliche Informationen oder Fotos in den sozialen Medien zu verbreiten. Es sollte von Anfang an eine Kultur des Respekts und der Privatsphäre herrschen.“

Wer diese Ratschläge befolgt, der kann die Zeit an Bord einer Jacht auch wirklich geniessen. Benjamin Maltby, der bereits als Kind vom Jachting-Lifestyle infiziert wurde, ist und bleibt von den Vorzügen einer Jacht begeistert: „Es gibt nur wenige Örtlichkeiten an Land, an denen man die Sonne in solcher Ruhe und Abgeschiedenheit geniessen kann.“

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